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Home Working in Österreich - geht's jetzt endlich in die richtige Richtung?

Ich hab ein Déjà Vu.


Rund ums Jahr 1995, also vor gut 28 Jahren, gab's erste Telearbeitsversuche in Österreich. Karl C. Bonomeo war damals noch bei IBM und hat es sogar geschafft mit diesem Thema in die ZIB 2 eingeladen zu werden. Ich war damals Geschäftsführer der OÖ Datenhighway Entwicklungs GmbH, ein Startup mit acht Gesellschaftern - eigentlich unmöglich zu führen, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls hatte ich auch bald Telearbeitsprojekte in Oberösterreich gestartet, unterstützt von der OÖ. Landesregierung. Hier war Michaela Schramm meine in der Sache sehr engagierte Ansprechpartnerin. Im Web finden sich nur mehr wenig Informationen.


Damals schon hatten wir vieles herausgefunden:


  • Wenn jemand zu Hause arbeitet, dann muss das Unternehmen schauen, dass Geräte zur Verfügung gestellt werden - damals hatten eher Unternehmen die bessere Ausstattung. Spannend dass das gerade heute überhaupt diskutiert werden muss.

  • Die Frage wie Arbeit kontrolliert werden könne, ob es irgendeine Form der Überwachung geben solle oder Vertrauen wurde damals schon diskutiert.

  • Eine schnelle Datenleitung war notwendig - okay, die Geschwindigkeit war damals natürlich noch überschaubar, aber in vielen Orten gab's damals noch wenig bis gar nichts. Naja, eine Telefonleitung mit Modem war überall machbar. Wer von euch kennt noch ein Modem? Und heute nach 25 Jahren gibt's doch tatsächlich Orte in Österreich mit langsamem Internet - wer hat denn da die ganze Zeit geschlafen?

  • Es waren die rechtlichen Fragen der Versicherung am Arbeitsplatz, der ja nun zu Hause war, die Fragen ob ein Sturz über die Stiege zu Hause ein Arbeitsunfall sei oder nicht, usw.

  • Wichtig war damals schon die Frage der Vereinbarkeit von Arbeiten und Kinderbetreuung. Ich kann mich an ein unmögliches Foto in einer Zeitung erinnern, wo eine Frau mit Bügeleisen in der einen, und einem Kleinkind in der anderen Hand abgebildet war - gut, heute, gibt's das Bild mit einem Mann mit einem Laptop und einem Kleinkind - beide Szenarien funktionieren gar nicht, wie mittlerweile nach 25 Jahren und während Corona nun doch viele wissen...

  • Es gab viele Diskussionen in Radio und Fernsehen - das internet steckte ja noch in den Kinderschuhen - eine Frage eines Journalisten aus der damaligen Zeit blieb mir in Erinnerung: er fragte, was denn der Manager alleine im Büro machen solle, wenn alle seine Mitarbeiter (damals hat niemand gegendert) von zu Hause arbeiten würde. Viel mehr Einsicht orte ich in der derzeitigen Diskussion leider auch nicht.

  • Eine oft gestellte Frage war auch ob Telearbeiter auf Bierkisten sitzen dürfen und wessen Verantwortung dies sei

  • Wir machten Telearbeitsversuche in mehreren Regionen Oberösterreichs

  • Manche Jobs waren auf den ersten Blick nicht telearbeitstauglich, so, z.B. Parteienverkehr in der Landesregierung. Bis wir dann drauf gekommen sind, dass sowohl die Mitarbeiter*innen als auch die Besucher*innen aus mehr oder weniger denselben Regionen kamen.

  • Ich kann mich noch gut erinnern, wie jemand nach dem erfolgreichen Telearbeitsversuch dann doch lieber vom Mühlviertel nach Linz jeden Tag reinstaute bevor er auf die Pendlerpauschale verzichtete. Menschliche Lebenszeit war damals offenbar noch sehr wenig wert.


Und heute nach 25 Jahren? Ehrlich gesagt wir sind überhaupt nicht weit. Wir brauchten Corona um überhaupt mal nachzudenken! Für mich ist das Arbeiten an jedem (!) Ort seit Jahren eine Selbstverständlichkeit. Was ich dazu brauche ist ein Gerät und einen schnellen Internet-Anschluss. Was dann Arbeits- und was Freizeit ist, entscheide ich selbst. Und wenn ein Ort keinen schnellen Internet-Anschluss hat, dann bin ich nicht dort. Weil ich auch in der sogenannten Freizeit Internet brauche.


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